Dienstag, 15. Januar 2008

Kiruna II

Am Dienstag Ding es nach Abisko, ihr findet den Ort oben auf der Google-Karte. Abisko hat 130 Einwohner. Davon sind bis zu 60 (je nach Projekt und Monat) Wissenschaftler, die Klimaforschung betreiben. Zuerst gabs ins einer Forschungsstation eine Vorlesungen über die globale Erderwärmung. Fazit: Viele Daten, wenig Wissen. Etwas verändert sich, aber wie stark und ob natürlich oder nicht, das weiss niemand. Später dann sind wir ins Touristenbüro gefahren, wenn man das so nennen kann. Da gabs ne nette Vorlesung über Lawinen. Danach lecker Mittagessen und im Anschluss mit der Seilbahn auf nen Berg. Der war zum einen sehr hoch, zum anderen sehr kalt. Meine Fresse. Von oben hatte man dann einen wunderbaren Ausblick. Leider war es mal wieder dunkel. Die Sonne haben wir in Kiruna nie gesehen. Zwar ist es mittlerweile schon wieder soweit, dass sie ein wenig über dem Horizont stehen sollte, aber dafür war der Himmel zu woklig. Eine riesige weisse Suppe, die uns ständig mit neuem Schnee erfreut hat. Leider hieß das für uns auch: Vorerst keine Nordlichter. Aber wir waren ja zum Glück am Dienstag schon draussen.
In Abisko auf dem Berg gab es oben drauf eine "Aurora Skystation". Ziel: Abisko soll Touristenzentrum Nummer 1 für Nordlichttouristen werden. Die fahren dann hoch in die Station, trinken Kaffee in der sehr nett aufgemachten Hütte und schauen Lichter. Wer will, kann auch übernachten. Besonders beliebt ist die Sache bei Japanern, wurde uns gesagt.
Aber sind wir dann total zugefroren wieder nach Hause gefahren.
Donnerstag standen Vorlesungen über Schnee und Eis auf dem Programm. Anschließend gab es auch eine Praxisübung: Rausgehen, im Schnee buddeln, Schichten untersuchen. Hat großen Spaß gemacht!
Zum Abschluss gabs eine Vorlesung von unserer Chefin Carol über optische Phänomene in der Arktis. Sehr beeindruckend! Schade, dass wir nicht alles mit eigenen Augen gesehen haben.
Weiter ging es mit Freitag. Auf dem Plan: Eine Tour zum Eishotel. Habt ihr sicher alle schonmal von gehört. Ein Hotel, das jedes Jahr wieder neu aufgebaut wird. Komplett aus Eis. Hab vergessen, wie viele Räume es hat, aber: Es sind viele und es ist teuer. Es gibt einfache Räume (Eisbett, Eisstuhl) und richtig hübsche, künstlerische.

Der Laden hatte auch ne Kirche, falls man mal spontan Lust aufs Heiraten bekommen sollte.
Und natürlich auch die berühmte Absolut Icebar. Wiedermal alles aus Eis, auch die Gläser. Von diesen Dingern werden jährlich eine Million produziert und in alle Welt exportiert. Abends, zurück in Kiruna, gabs gemeinsames Abendessen mit dem ganzen Kurs beim Asiaten. Lecker lecker!
Am Samstag hatten wir mal was privates organisiert. Mit 11 Leuten gings auf Schneemobiltour! Wow! Schneemobile sind wie Panzer, nur klein und schnell. Also eigentlich auch wie Motorräder, nur mit einer Kette.
Die ganze Tour dauerte ca. 5 Stunden. Ein Schneemobil kann bis zu 80km/h fahren. Zum Beispiel auch über einen See. Mit Löchern in der Mitte, wo das Eis nichtmehr dick genug ist. Komisches Gefühl. Wir sind also über Seen, durch Wälder und Berge hinauf gefahren. Keine großen Unfälle. Der ein oder andere Dappes ist halt mal umgekippt, aber das ging wieder. Als kleiner Tipp für alle, die auch nochmal so eine Tour machen wollen: Wer mit 70 über einen See fährt, der komplett zugeschneit ist, erkennt Steine meist nur schlecht. Komplett weiss sieht zwar aus wie komplett flach, ist es aber nicht zwingend.
Die Tour war also wie alles: total super. Am Abend gab's nochmal Grillwurst. Also eigentlich gegrillte Bockwurst. Der Grillplatz musste erstmal 2 Stunden lang vom Schnee befreit werden, war garnicht so einfach, den überhaupt zu finden.
Sonntag gab's Heimreise. Ähnlich wie die Hinreise, nur in die andere Richtung und ohne Burgerstopp. Dafür machen wir noch einen unplanmäßigen halt mitten auf der E4. Nordlichteralarm. Aber was für welche! Ach du Scheisse, meine Fresse. Viel mächtiger, als alles, was wir zuvor gesehen haben. Wir stiegen aus dem Auto und starrten in den Himmel. Was sich da abspielte, war viel zu schnell, um es mit einer Kamera zu erfassen. Als hätte jemand grünen Badezusatz und seine schwarze Badewanne gekippt und verrührt. Unglaublich schnell und über den ganzen Himmel breiteten sich die grünen Bögen aus. Ein herrliches Schauspiel, unbeschreiblich. Und nicht nur grüne Bögen waren zu sehen. Alle möglichen Muster, sogar in Violett und Rot.
Nie zuvor konnte die Natur mich so sehr beeindrucken wie diesmal. Auch wenn der Foto die Bilder nicht erfassen konnte, in meinem Kopf sind sie alle drin. Und bleiben sicher noch lange.
Als wir dann spät abends Umeå erreichten, überkam mich ein komisches Gefühl: "Endlich wieder in der Heimat, nach so einer langen Zeit". Die lange Zeit war gerade mal eine Woche. Und die Heimat sollte Umeå ja nochnicht sein, oder doch?
Wie das wohl werden wird, wenn ich am 29. in Frankfurt lande...

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