Montag, 28. Januar 2008

Stockholm

"Nächste Haltestelle: Stockholm. Bitte aussteigen, diese Linie endet hier." Da waren wir also. Endstation. Wie schon erwähnt waren "wir" die ankamen nicht ganz die, die abflogen. Grund: Ein Koffer fehlte. Mein Koffer fehlte. Diese Woche sollte sich als eine Woche voller Schicksalsschläge erweisen. Uniwahlen verloren, Landtagswahlen verloren, Koffer verloren. Naja. Von den Landtagswahlen wusste ich zumindest noch nichts.
Frohen Mutes ging's dann unbekoffert zum Hostel, dem "City Backpackers". Super laden! WLAN Internet, Nudeln, Kaffee, Tee und Fahrräder gibt es hier kostenlos. "Gibt", weil ich noch hier bin. Weniger als zwei Stunden. Dann gehts zum Flieger. Ich muss mich also kurz fassen und auf Bilder verzichten, weder gefrühstück noch gepackt hab ich bisher.
Also, Stockholm: Wunderschöne Stadt! Sehr groß, sehr schön, sehr viel zu entdecken. Großstadtfeeling ja, aber dennoch freundlich und sauber.
Da hier ein König wohnt, gibt es hier viele Schlösser. Und Museen auch. Wir hatten ein straffes Programm, haben viel entdeckt. Ich versuch das mal zusammenzufassen:
-DO: Naturhistorisches Museum. Viele coole Tiere und Mitmachaktionen. Leider kamen wir spät (Gedöhns mit der U-Bahn) und hatten nichtmehr viel von. Abends Nudeln.
-FR: Nobel-Museum. Freunde aus Deutschland und Kiruna in der Stadt getroffen, rumgelaufen. Rest vergessen. Abends Nudeln.
-SA: Altstadt, Wachwechsel am Schloss, im königlichen Shop gebummelt, Kirchen angeschaut. Königliche Rüstkammer bestaunt. Stadthaus bewundert. Da essen die Gäste vom Nobelpreisverleihung. Wow! Abends Nudeln.
-SO: Technikmuseum. Raumfahrer gespielt. Viel im Kreis gedreht, heute noch Muskelkater. Vasa-Museum mit großem Boot gesehen, sehr beeindruckend. Abends Nudeln.
-MO: Skansen-Park. Dumm: Alle Tiere haben Winterschlaf gemacht oder waren zu faul, mal ein wenig rumzulaufen. Danach einkaufen, Restgeld verbraten. Merken, dass man mehr gekauft als Restgeld hatte, Kreditkarte benutzt.


Jetzt Dienstag. Die anderen haben um mich rum schon das Frühstück aufgebaut. Es ist wohl Zeit, zu packen. Schon wieder Abschied. Nicht ganz so schmerzhaft. Das Reisen hat mich müde gemacht. 8er Zimmer und jeden zweiten Tag in den Flieger steigen ist auf Dauer nichts. Jetzt will ich Ruhe, jetzt will ich Freunde und Familie sehen. Und bald ist es so weit. Ich freu mich schon auf euch!

Kopenhagen

Am Montag hieß es dann: Tschüß Umeå - hallo Kopenhagen!
Zusammen mit MoD (der war im Skiurlaub), Luc (der wollte auch heim) und Paco (nie gesehen zuvor, war aber aufgrund seiner Trunkenheit sehr bekannt) flog ich dann zunächst nach Stockholm und stieg um nach Kopenhagen. Lief alles wie geschmiert. Die komische Sprache der Dänen verstanden wir kaum, allerdings gab es alle wichtigen Infos auch auf Deutsch und Englisch. Abends trafen wir dann Sören, Udo und Julian, die kurz zuvor mit der Bahn aus Göteborg angereist sind. Lustig, sich auf diese Art an diesem Ort wiederzusehen. Unser Hostel war.....teuer, modern, kalt aber beheizt, zentral (von der Lage, nicht der Beheizung) und hatte ein Bad pro 9er Zimmer. Die Physikereffekt hat gezogen und nach der ersten Nacht hatten wir unsere Zimmerkollegen verscheucht und hatten ein Zimmer nur für uns alleine. In Kopenhagen hatten wir 2 Tage Zeit, was zu erleben. Dank meiner durchaus mieserablen Planung (ich war für Kopenhagen zuständig, habe aber wegen vielerlei Gründe nichts gescheit vorbereitet in der letzten Woche) haben wir auch nicht besonders viel unternommen. Erster Tag: Rumlaufen, schöne Dinge ansehen. Kopenhagen ist wirklich schön. Aber auch schweineteuer. Ausserdem ist es mitten im Winter bei kalt/regnerischem Wetter nicht ganz so einfach, die Schönheit zu genießen. Also liefen wir durch die Altstadt und an der Küste lang, besichtigten Schlösschen und die kleine Meerjungfrau. Und sahen eine Frau, die Tauben fütterte. Is ja jetzt net so mein Ding, diese Tauben.
Am zweiten Tag waren dann aufgrund des Regens Museen angesagt. Das Nationalmuseum war echt schön und fraß fast den ganzen Tag auf. Nach einem kurzen Stopp bei Burger King sind wir dann ins Planetarium gelaufen. Das war....geht so. Abends versuchten wir dann, aus der schwachen Internetverbindung des Nachbarhauses, von der wir ein wenig Signal abbekamen, so viel wie möglich zu machen. Wie es aussieht, wenn 5 Physiker und Mathematiker ein Stückchen Internet am Fenster finden, kann man hier sehen.
Am Donnerstag sind wir dann wieder in den Flieger, zurück zur letzten Station: Stockholm. Was uns nach dem Check-In noch nicht bewusst war: wir würden in Stockholm nicht komplett ankommen....

Donnerstag, 24. Januar 2008

Aus, vorbei....

"Wenn's am schönsten ist, soll man aufhören." Sagt man so, nicht wahr? Na dann hab ich ja alles richtig gemacht. Nach Kiruna blieb noch eine Woche. Motto der Woche: "Mach was draus". Alles klar. Es stand noch einiges auf der To-Do-Liste. Abreiseverwaltungstechnisches. Verabschiedungstechnisches. Waschen. Koffer packen. Und ruckzuck war es schon Freitag, Schlüsselabgabetag. Mein Zimmer sah wieder aus wie am ersten Tag. Leer. Komische Eindrücke. Mein Leben in ein paar Kisten zu packen, verrückt. Und: zu Hause ist da, wo du bist. Jetzt muss ich mich wieder umstellen. Wieder das gleiche Gefühl, die Heimat zu verlassen. Diesmal die schwedische Heimat. Die Abreise sollte dann auch losgehen: Erst Göteborg, dann Kopenhagen und schließlich Stockholm als Endstation.
Doch ich brachte es nicht übers Herz, schon tschüß zu sagen. Und was macht ein trotziges Kind, wenn es nicht gehen will? Genau, es bleibt einfach sitzen.
Also bin ich nicht mit den anderen gefahren, sondern hab mich einfach in die Küche gesetzt. Und dann eben dort gewohnt. Bis Montag. Bis dahin gab es noch ein Abschiedsessen mit meiner WG, tolle Gespräche und Parties. Am Samstag z.B. stand E-Pub an. Da traf ich dann alle Leute nochmal, die ich schon ewig nichtmehr gesehen hatte. Schön, nochmal so an den Anfang erinnert zu werden.
Aber ich merkte auch, dass es nun Zeit für mich war, zu gehen. Ich traf sogar noch meinen Nachmieter. "Hallo, ich bin Boris, ich wohnte in deinem Zimmer, jetzt aber in der Küche. Viel Spaß noch".
Das Wochenende in der Küche war prima. Man bekommt viel mehr von allen mit. Um 4:00 weckt mich John, kommt von der Arbeit. Schmiert sich ein Brot, labert mich zu und schmiert mir auch eins. Um 5:00 durfte ich weiter schlafen, bis 7:00. Dann isst Lena was. "Na, schon wieder wach?" frag ich. "Nee, noch wach. Aber jetzt sollte ich mal schlafen". Um 8:00 dann Kajsa, schreibt Klausur, ist nervös. Und um 10:00 Maries Schwester, die zu Besuch war. "Huch, scheisse, da schläft ja einer in der Küche".
Am Montag wurde ich noch einmal zu richtig gutem polnischen Essen bei Dominika und Maria eingeladen.
Und dann war es soweit. Jetzt ging auch mein Küchenurlaub zu Ende. Ich musste den anderen nach Kopenhagen nachreisen. Was macht man, wenn man gerade alles hinter sich lassen muss. Große Worte sind mir nichtmehr eingefallen. Stina beschrieb die Sache ganz gut: "Freu dich, du hast deine alten Freunde wieder. Und noch neue. Wenn du uns vermisst, komm einfach her, das ist doch kein Problem."
In meinen letzten Minuten gesellte sich noch ein Teil meiner WG zu mir:
v.l.: Ayad (EGY), John (SWE), Stina (SWE), Kajsa (SWE), Lena (SWE).
Und dann bin ich einfach gegangen. Das war's.

Donnerstag, 17. Januar 2008

Mittwoch, 16. Januar 2008

letzte Pressekonferenz - last Press Conference

Unsere Zeit ist gekommen. Wir müssen gehen. Daher hier die letzte Pressekonferenz. Diesmal von einem ganz besonderen Ort.
Out time has come. We have to leave. Thus you'll see the last Press Conference. This time from a very special place.

Dienstag, 15. Januar 2008

Kiruna II

Am Dienstag Ding es nach Abisko, ihr findet den Ort oben auf der Google-Karte. Abisko hat 130 Einwohner. Davon sind bis zu 60 (je nach Projekt und Monat) Wissenschaftler, die Klimaforschung betreiben. Zuerst gabs ins einer Forschungsstation eine Vorlesungen über die globale Erderwärmung. Fazit: Viele Daten, wenig Wissen. Etwas verändert sich, aber wie stark und ob natürlich oder nicht, das weiss niemand. Später dann sind wir ins Touristenbüro gefahren, wenn man das so nennen kann. Da gabs ne nette Vorlesung über Lawinen. Danach lecker Mittagessen und im Anschluss mit der Seilbahn auf nen Berg. Der war zum einen sehr hoch, zum anderen sehr kalt. Meine Fresse. Von oben hatte man dann einen wunderbaren Ausblick. Leider war es mal wieder dunkel. Die Sonne haben wir in Kiruna nie gesehen. Zwar ist es mittlerweile schon wieder soweit, dass sie ein wenig über dem Horizont stehen sollte, aber dafür war der Himmel zu woklig. Eine riesige weisse Suppe, die uns ständig mit neuem Schnee erfreut hat. Leider hieß das für uns auch: Vorerst keine Nordlichter. Aber wir waren ja zum Glück am Dienstag schon draussen.
In Abisko auf dem Berg gab es oben drauf eine "Aurora Skystation". Ziel: Abisko soll Touristenzentrum Nummer 1 für Nordlichttouristen werden. Die fahren dann hoch in die Station, trinken Kaffee in der sehr nett aufgemachten Hütte und schauen Lichter. Wer will, kann auch übernachten. Besonders beliebt ist die Sache bei Japanern, wurde uns gesagt.
Aber sind wir dann total zugefroren wieder nach Hause gefahren.
Donnerstag standen Vorlesungen über Schnee und Eis auf dem Programm. Anschließend gab es auch eine Praxisübung: Rausgehen, im Schnee buddeln, Schichten untersuchen. Hat großen Spaß gemacht!
Zum Abschluss gabs eine Vorlesung von unserer Chefin Carol über optische Phänomene in der Arktis. Sehr beeindruckend! Schade, dass wir nicht alles mit eigenen Augen gesehen haben.
Weiter ging es mit Freitag. Auf dem Plan: Eine Tour zum Eishotel. Habt ihr sicher alle schonmal von gehört. Ein Hotel, das jedes Jahr wieder neu aufgebaut wird. Komplett aus Eis. Hab vergessen, wie viele Räume es hat, aber: Es sind viele und es ist teuer. Es gibt einfache Räume (Eisbett, Eisstuhl) und richtig hübsche, künstlerische.

Der Laden hatte auch ne Kirche, falls man mal spontan Lust aufs Heiraten bekommen sollte.
Und natürlich auch die berühmte Absolut Icebar. Wiedermal alles aus Eis, auch die Gläser. Von diesen Dingern werden jährlich eine Million produziert und in alle Welt exportiert. Abends, zurück in Kiruna, gabs gemeinsames Abendessen mit dem ganzen Kurs beim Asiaten. Lecker lecker!
Am Samstag hatten wir mal was privates organisiert. Mit 11 Leuten gings auf Schneemobiltour! Wow! Schneemobile sind wie Panzer, nur klein und schnell. Also eigentlich auch wie Motorräder, nur mit einer Kette.
Die ganze Tour dauerte ca. 5 Stunden. Ein Schneemobil kann bis zu 80km/h fahren. Zum Beispiel auch über einen See. Mit Löchern in der Mitte, wo das Eis nichtmehr dick genug ist. Komisches Gefühl. Wir sind also über Seen, durch Wälder und Berge hinauf gefahren. Keine großen Unfälle. Der ein oder andere Dappes ist halt mal umgekippt, aber das ging wieder. Als kleiner Tipp für alle, die auch nochmal so eine Tour machen wollen: Wer mit 70 über einen See fährt, der komplett zugeschneit ist, erkennt Steine meist nur schlecht. Komplett weiss sieht zwar aus wie komplett flach, ist es aber nicht zwingend.
Die Tour war also wie alles: total super. Am Abend gab's nochmal Grillwurst. Also eigentlich gegrillte Bockwurst. Der Grillplatz musste erstmal 2 Stunden lang vom Schnee befreit werden, war garnicht so einfach, den überhaupt zu finden.
Sonntag gab's Heimreise. Ähnlich wie die Hinreise, nur in die andere Richtung und ohne Burgerstopp. Dafür machen wir noch einen unplanmäßigen halt mitten auf der E4. Nordlichteralarm. Aber was für welche! Ach du Scheisse, meine Fresse. Viel mächtiger, als alles, was wir zuvor gesehen haben. Wir stiegen aus dem Auto und starrten in den Himmel. Was sich da abspielte, war viel zu schnell, um es mit einer Kamera zu erfassen. Als hätte jemand grünen Badezusatz und seine schwarze Badewanne gekippt und verrührt. Unglaublich schnell und über den ganzen Himmel breiteten sich die grünen Bögen aus. Ein herrliches Schauspiel, unbeschreiblich. Und nicht nur grüne Bögen waren zu sehen. Alle möglichen Muster, sogar in Violett und Rot.
Nie zuvor konnte die Natur mich so sehr beeindrucken wie diesmal. Auch wenn der Foto die Bilder nicht erfassen konnte, in meinem Kopf sind sie alle drin. Und bleiben sicher noch lange.
Als wir dann spät abends Umeå erreichten, überkam mich ein komisches Gefühl: "Endlich wieder in der Heimat, nach so einer langen Zeit". Die lange Zeit war gerade mal eine Woche. Und die Heimat sollte Umeå ja nochnicht sein, oder doch?
Wie das wohl werden wird, wenn ich am 29. in Frankfurt lande...

Montag, 14. Januar 2008

Kiruna I

Umeå war uns irgendwie nochnicht nördlich und der Winter noch nicht kalt genug. Also haben wir uns dazu entschlossen, einfach nochmal 600km weiter in den Norden zu fahren, nach Kiruna. Nein, eigentlich war der Grund ja ein anderer. Alles rein wissenschaftlich. Wir hatten nen Kurs belegt: Arctic Science. Das war ein "distance course", soll heißen: Eine Woche mal weit weg fahren, so richtig lernen und dann dan Rest zu Hause arbeiten. So geschah es dann auch. Wir fuhren mit Moritz, bzw.: Er war so nett, uns mitzunehmen. Wir entschieden uns, die Strecke durchzufahren. Aber Obacht: 600km deutsche Autobahn ein Witz verglichen mit 600km nordschwedischer Polarschneepiste mit Rentieren am Straßenrand. Wir entschieden uns, zunächst an der Küste langzufahren, auf der E4. Hinter Luleå ging es dann auf die E10. Aber davor machten wir noch einen kurzen Stopp am Ende der Ostsee. Alles war gefroren und es wehte ein biestiger Wind. Wir betraten das Meer. Dieser Platz hatte etwas ganz unheimliches. Eine komische Stille, nichts hat sich bewegt, selbst das Meer nicht. Ok, war ja auch gefroren. Um die Ohren peitschte ein fieser Wind. Wir hatten jetzt weniger ein Problem mit -15°C, aber vielmehr mit dem Wind. Ich zumindest. Also bin ich auch recht schnell wieder ins Auto gehüpft. Kurz drauf war es dann auch soweit: Wir überquerten den Polarkreis. Unsere Respektlosigkeit gegenüber der Kälte wurde auch prompt zum Ausdruck gebracht.Hinter dieser Grenze herrschten andere Gesetze. Zumindest im Tierreich. Exotische Tiere hatten hier ihr Zuhause: Der Lynx, der Lemming, das Rentier und der Braunbär. Und noch so ein komischer Vogel, der echt superlustig und dämlich zugleich aussah. Leider hab ich seinen Namen vergessen. Mit den Rentieren machten wir auch gleich erste Bekanntschaft. Zu einer Kollision kam es zum Glück nicht. Die Fahrt erinnerte mich stark an Highways in den USA. Nur Wüste, sonst nichts. Und alle hundert Kilometer mal ein Burgerladen. Die Wüste war hier der verschneite Wald. Unbewohnt war auch alles. Nur die Burgerläden waren die gleichen. Allerdings kein McDonalds, sondern anderen komisches Zeug. Wir machten kurz Halt für eine Stärkung und dann ging's rein nach Kiruna. Eine sehr seltsame Stadt. Als wäre sie der letzten Posten der Menschheit vor dem Ende der Welt. Ok, war sie auch fast. Die halbe Stadt besteht aus einer riesigen Eisenerzmine. Das Stadtbild war weder besonders industriell, noch idyllisch (rote Holzhäuser). Einfach nur komisch. Unheimlich irgendwie. Hier mal eine Karte, damit ihr einen Überblick habt. Vorsicht, die perspektive ist mal anders.Man sieht Skandinaviem vom Nordpol aus. Deutschland liegt hinten im Horizont. Markiert sind Umeå, Kiruna und Abisko (da geht es dann später noch hin).
Am Montag selbst machten wir nichtmehr viel. Zuerst trafen wir uns mit Dr. Carol Norberg, die Chefin von dem Kurs. Eine sehr nette Frau. Von ihr gabs die Zimmerschlüssel. Ein Urteil über die Zimmer will ich nicht fällen. Mich nervt immer die Überbewertung von Zimmern. Es war halt ein Zimmer. Es gab Strom, Wasser und Internet. Luxus, finde ich. Internet am Arsch der Welt, das hat schon was tolles. Einfach den Laptop anschmeißen und zu Hause anrufen. Bevor wir ins Bettchen sind, gings nochmal schnell in die "Innenstadt". Dort stehen viele Eistiere rum, zum Beispiel diese Bären:Im Supermarkt haben wir dann noch Maria und Dominika getroffen. Die wohnten leider in nem anderen Haus. Auch Stefan und einen lustigen Asiaten haben wir getroffen. Der lustige Asiate ist Kiruaner, rauchte, mochte die Natur nicht, nahm nur leichte Drogen und konnte uns ein wenig rumführen.
Am nächsten Morgen ging es zum ersten Mal zum Space Campus. Dort sollten unsere Vorlesungen sein. Sehr modern. Wie ein Raumschiff, mitten im Nichts. In Kiruna haben die Unis von Luleå und Umeå ihre Aussenposten zur Weltraumforschung. Eine super Einrichtung! Alles sehr interessant und rauschiffig. Der große Hörsaal im IRF (Weltraumphysikinstitut) war wunderschön! Da kam uns auch gleiche eine gute Idee. Mehr dazu später.Wir dachten ja, dass in dem Kurs nur Physikstudenten aus Umeå wären. Falsch! Der Kurs war international besetzt. Viele Studenten kamen von überall her, um meine eine Woche in der Subarktis zu verbringen. Auch Deutsche. War ja klar. Es waren aber auch echte Kracher dabei: Angehende Austronauten aus Holland und England oder ein Abteilungsleiter für die Entwicklung ballistischer Raketen bei Lockheed-Martin (weltgrößter Rüstungskonzern). Interessant zu sehen, dass Entwickler von Kriegsraketen aussehen wie 12 und nachts im Schlaf laute Träume haben.
Am ersten Tag wurde uns das Institut und der Wochenplan vorgestellt. Es gab ein paar Vorlesungen über die Nordlichter, gefolgt von Einteilungen in 3er Gruppen. Um unsere 4,5 ECTS Credits zu bekommen, gab es drei Aufgaben zu meistern: Ein Blatt mit Übungen bearbeiten (das kommt erst noch per Mail, mach ich von Deutschland aus), eine Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Artikels schreiben (kommt noch) und bis nächsten Montag: Eine Norlichter Übung absolvieren. Wir sollten zunächst zwei Beispiele aus Bilderkatalogen klassifizieren und dann raus in die Natur, echte Nordlichter sehen und untersuchen. Ich war mit Maria und Dominika in einer Gruppe.
Die Prognosen für den Abend waren gut. Sowohl der K-Index, als auch die Sonnenaktivitäten und - ganz wichtig - das Wetter. Klarer Himmel. Und wir sollten nicht enttäuscht werden. Auch in Umeå haben wir schonmal Nordlichter gesehen, aber das hier war unvergleichlich. Leider waren unsere Kameras nicht besonders gut. Meine schon garnicht. Also musste ich ein paar Bilder von Julian schmarotzen. Der ganze Himmel glühlte grün. Die Lichter wehten hin und her wie grüne Vorhänge im Wind. Ich hätte nicht gedacht, wie schnell sich sowas bewegen kann. Bei fiesen Minustemperaturen standen wir auf dem Berg, auf den wir geklettert waren, und staunten einfach nur. Das wissenschafltiche Protokollieren ging dabei schon vergessen. Einfach wow.

Sonntag, 6. Januar 2008

Silvester

Während man an Weihnachten ja in der Regel zu Hause bei der Familie bleibt, ist das an Silvester schon öfters mal anders. Da fährt man schonmal in eine angesagte Großstadt, die nicht zwingend in Deutschland liegen muss. Für mich war es diesmal das erste Mal. Aber großartig unterschieden hat sich die Sache von zu Hause nicht. Über Weihachten und Silvester war Umeå ja ziemlich tot, alle waren abgereist, um Freunde und Verwandte zu treffen. Geblieben sind da fast nur wir 5 von Gießen. Damit das nicht zu langweilig wird, haben wir uns eine Ladung Freunde aus Deutschland geholt: Carla, Sabrina, Julia, David, Lisa, Philipp, Johannes, Jonas, Axel, Christian. Schon erstaunlich, dass wirklich so viele hier hoch gekommen sind, um mit uns zu feiern. Die Feierei an sich lief dann ähnlich wie daheim. Erstmal Essen. Viel Essen. Eigentlich viel zu viel. Das "echte" Abendessen wurde vorher in Kleingruppen zu sich genommen. Mein Zimmer hat es geschafft, nicht aufs Raclette verzichten zu müssen. Meine Untersuchungen haben ergeben, dass Raclette sowohl bei Schweden als auch bei Polen unbekannt ist. Das wird sich die nächsten Tage sicher noch ändern. Also gabs später dann nurnoch Snacks. Aber auch an Snacks kann man sich überfressen.
Unser Lebensmittelausschuss (Udo, Schröcki, MoD, Julian) hat lecker Schnittchen geschmiert, Sörens Zimmer (Sören, Philipp, Jonas, Johannes) hat Pizzabrötchen gemacht und Julia Gemüse mit Dipp. Der Avocado-Dipp sah fies aus, also hab ich ihn ein wenig aufgepeppt und freundlich gemacht. Zu den Schnittchen gibts noch ein Bilderrätsel. Hier ein Bild von den Lachsdingern. Wo ist der Fehler?
Um 0:00 mussten wir dann die Fresserei unterbrechen und uns kurz den Neujahrsfeierlichkeiten widmen. Wir beobachteten noch anderes Feuerwerk in Umeå. Ganz alleine konnten wir also nicht sein.
Die ersten Stunden von 2008 verbrachten wir dann singend. Fazit: Es ist ganz egal, wo und wie man feiert. Das einzige, was zählt, sind die Leute um dich rum.

Samstag, 5. Januar 2008

Die Hunde, welche die Schlitten zogen

Die Gäste waren da, und es war plötzlich der 28. Dezember. Was das heißt? Julia hat Geburtstags! Und das sollte natürlich angemessen gefeiert werden. Wir schlugen Julia vor, früh morgens aufzustehen und in die Berge zu fahren, um etwas zu wandern, die Landschaft zu genießen und was von der Sonne zu sehen. Klingt bescheuert, aber Julia fand das ganz ok. Also brauchen wir dann früh morgens auf. MoD fuhr und transportierte den Rest (Julia, David, Lisa, Boris Lemmer) ins Landesinnere. Nach 120km war die Straße zu verschneit und unbenutzt, dass man die Abfahrt von der danebenliegenden Wiese nicht unterscheiden konnte. Zum Glück hatten wir ein GPS-Gerät dabei, damit kann man ja blind fahren.
Kurz drauf sind wir dann nochmal abgebogen, in den Wald. Als wir hielten, kam ein Mann zu uns. Sein Name war Donald. Wirklich sehr aufmerksame Leser wissen vielleicht schon, wer er ist, er kam in einer alten Geschichte schonmal vor. Er begrüßte uns und meinte zu Julia: "So, du hast also Geburtstag. Ich hab gehört, ihr geht heute wandern. Schön. Aber ich würde vorschlagen, ihr steigt auf Schlitten und meine Hunde ziehen euch, um die Reise etwas angenehmer und aufregender zu machen". Da hat Julia vielleicht gestaunt. Der Rest von uns weniger, denn das war unser Überraschungsgeschenk. Überraschung geglückt. Doch auch wir sollten überrascht werden: Nachdem Donald uns in dicke Anzüge gepackt hat, erklärte er uns die Hunde. Wir waren 5 Leute, dazu 6 Schlitten. Das sollte wohl heissen: Jeder hat nen eigenen Schlitten mit eigenen Hunden. Schock. War aber so. Ach du meine Güte. Ich kann nicht mal ne Ziege in die richtige Richtung streicheln (also nicht gegen das Fell), wie soll ich da 4 Hunde lenken? Und die waren wild! Wenn man nicht auf der Bremse stand, rannten die sofort davon.
Nun denn: Hunde montiert, Anweisungen erhalten. Und das waren die folgenden (Englisch aussprechen):
Hund starten: "Hike!"
Hund nach links abbiegen lassen: "Ha!"
Hund nach rechts abbiegen lassen: "Gee!"
(gute Merkregel: Dschihad ist arabisch und wird von rechts nach links geschrieben. Na?)
Hund bremsen: "Ho ho ho!"
Hund notbremsen: "Hooooooo!"
Funktioniert hat davon leider keins. Ich hatte 2 Ziehhunde hinten und vorne 2 Kommandohunde. Die Kommandohunde waren sehr stürmisch. Eine Frage hatte ich noch an Donald: "Was, wenn der Schlitten umfällt oder ich runterfalle?" "Nichts, dann rennen sie weiter". Ach ja. Nett. Aber es gab noch einen roten Rettungsanker, der in einem solchen Fall vom Schlitten fallen und ihn bremsen sollte.
Also sind wir los. Erste Hürde: Landstraße überqueren. Bei dem Verkehr kein Wunder, dass das ohne Hund-Auto-Kollision lief. Die ersten Meter waren hart, man verkrampfte schnell und stand viel auf der Bremse. Dann das erste Problem. Lisas Hunde hatten wohl zuviel BahnTV geschaut, denn sie legten einfach die Arbeit nieder. Mehrere Male. Standen still und hatten alles andere als Lust, weiterzulaufen. Das Problem hat sich dann später irgendwann gelegt. Bis zum Wendepunkt. Da hätten sie mal besser stehnbleiben sollen. Sind aber in die falsche Richtung gelaufen und dann mit entgegenkommenden Hunden unserer Teamchefin Ann-Lee (NED) kollidiert. Nachdem wir die Hunde wieder zurückgeschoben haben, kam das nächste Problem. Auch in der 180° Kurve. Meine Hunde waren mal wieder überschlau und wollten abkürzen, haben also die Kurve sehr eng genommen. So eng, dass da kein Weg mehr war, nurnoch dicker Schnee mit Geäst darunter. Das gefiel zwar den Hunden, nicht aber mir. Der Schlitten kippte, ich verlor das Gleichgewicht, jedoch meine Hunde nicht (!). Ich riss noch den Rettungsanker runter, aber der wollte sich nicht verhaken. Da ich aber so garkeine Lust hatte, meinen Schlitten gehnzulassen, versuchte ich eine Notbremsung mit den Beinen. Ging gut, war aber keine gute Idee, hätte schnell schiefgehen können. Die Hunde blieben dann zwangsweise stehen, weil der Schlitten mit meinen Beinen an Baumwurzeln festhing. Sehr gut. Der linke Kommandohund schaute dann auch mal rüber und begriff meinen Wunsch, mich erst aufrichten zu wollen. Doch die Weiterreise war nicht von langer Dauer. Sagen wir mal, 5 Sekunden. Dann haute es MoD an der gleichen Stelle auch vom Schlitten. Nochmal 50m weiter sind Lisas Hunde wieder falsch abgebogen. Der Rest der Reise ging dann übers Eis (ha, da sind die Hunde ausgerutscht. Selbst schuld, wer nicht bremst, wenn der Onkel Boris das ruft) und über kleine Hügel. Huiui. Später verstanden meine Kommandohunde und ich mich auch besser. Zwar verhalf ein "Hike!" nicht zum Start, wohl aber ein "Jetz ma los oder was! Zackizacki!".
Nach 90 Minuten beendeten wir die Reise. Wir waren KO, die Hunde auch. Dann durften wir die Hunde noch selbst abmontieren und in den Stall zurückbringen. Hat Spaß gemacht. Aber manchen Hunden sah man die "boah, hau endlich ab und lass mich in Ruhe"-Stimmung wirklich an. Danke Hunde, ihr wart echt klasse! Ein wunderbarer Tag. Wenn ich nach Hause komme und überlege, wie Schweden war, werde ich mit Sicherheit auch immer sofort an diesen Tag denken.

Weihnachten

Weihnachten. Jedes Jahr das gleiche. Mal mehr, mal weniger Stress. Hattet ihr auch schonmal so richtig Lust, an Weihnachten mal was ganz anderes zu machen? Mir wurde diese Entscheidung hier ja abgenommen. Schließlich bin ich hier gerade in Schweden, zwei Flüge von zu Hause entfernt.
Wir haben hier oben versucht, die Sache so weihnachtlich wie möglich zu machen. Ruhig und besinnlich wurde es alleine schon dadurch, dass alle weg waren. Mein Korridor war komplett leer, nur Ayad war noch da, aber Moslems feiern ja kein Weihnachten. Die meisten Austauschstudenten waren auch schon weg. Die Weihnachtlichkeit wurde aber durch Linda und Carlas Paket (Lichterketten, Mütze, Buch, CD) am Leben erhalten. Wir taten unser Übriges. Julian zauberte uns einen wunderbaren Adventskranz:Essen war übrigens unsere Hauptbeschäftigung. Ihr wollt garnicht wissen, wie viel ich über Weihnachten zugenommen habe. Genug, um das "Projekt 10kg" endgültig zu begraben.
Da wir aller Welt - oder eigentlich nur uns selbst - zeigen wollten, dass unser Weihnachten hier keineswegs nerdhaft werden sollte (nur weil wir nur Physiker und Mathematiker waren, heisst das noch lange nicht, dass.....obwohl.....nein!), haben wir uns einen großen, prunkvollen Weihnachtsbaum besorgt und ihn geschmückt.Es gab genug von uns, die über Weihnachten nicht reichlich von Freunden und Familie beschenkt wurden. Also entschlossen wir uns dazu, uns gegenseitig reich zu beschenken. Wir wichtelten, wer wen beschenken sollte. Natürlich großes Geheimnis bis zur letzten Minute. Da jeder so auch nur ein Geschenk kaufen musste, konnte es natürlich auch ruhig sehr teuer werden.
Dann war es auch schon ruckzuck soweit: Heiligabend. Die Geschenke wurden postiert und anders als in unserer Jugendzeit, wo noch gequengelt wurde, dass man bloß erst die Bescherung, dann erst das Essen startet, warteten wir geruhsam.Und wir speisten wie die Könige! Nix da mit Bockwürstchen. Es gab lecker Steak.Mit ordentlich Zubehör! Dann aber war Bescherung. Ich habe versucht, die Emotionen des Glücks ein wenig festzuhalten. Von wegen Socken! Es gab richtig männliche Geschenke. Ich z.B. habe ein Schokoladenkuchbuch sowie die neuste Ausgabe der Traktor-Power (Zeitschrift) bekommen. Sehr sehenswert! Ich lade euch alle mal zum anschauen ein, wenn ich wieder zu Hause bin. Abends ging es dann sogar nochmal......*trommel, trommel*....in die.....Kirche! Ha! Wieder etwas, das als Kind noch undenkbar gewesen wäre. Aber es war schön. Man traf sogar noch ein paar Austauschstudenten. Verstanden hab ich zwar relativ garnix (Amtssprache war ja Schwedisch), aber ich glaube, das Vater Unser erkannt zu haben. Da es Handouts mit Text für alles Gesprochene gab (sogar mit den nützlichen Hinweisen "wir stehen jetzt auf"), konnte ich auch mitsprechen/- singen. Als wir wieder zu Hause waren, haben wir noch irgendwas gemacht. Was, weiss ich nichtmehr. Aber es ging bis um 6:00 morgens. Das war mal ein richtiger Heiligabend! Huiuiui. Am nächsten Weihnachtsfeiertag hab ich dann geschlafe, zusammen mit den anderen weihnachtlichen Fisch gegessen und weitergeschlafen. Ein wenig aufgeräumt natürlich noch. Denn am zweiten Weihnachtsfeiertag (die Geschäfte haben über Weihnachten übrigens auch auf, sehr unchristlich!) kam mein.....Besuch! Yeah! Endlich wieder Freunde. Nicht im Bild: David. Dafür Lisa, ich und Julia. Abends konnten wir unsere ersten Gäste auch gleich mit unserem dritten Weihnachtsessen verwöhnen: Schnitzel mit Pommes! Wow, war das irre!