Samstag, 5. Januar 2008

Die Hunde, welche die Schlitten zogen

Die Gäste waren da, und es war plötzlich der 28. Dezember. Was das heißt? Julia hat Geburtstags! Und das sollte natürlich angemessen gefeiert werden. Wir schlugen Julia vor, früh morgens aufzustehen und in die Berge zu fahren, um etwas zu wandern, die Landschaft zu genießen und was von der Sonne zu sehen. Klingt bescheuert, aber Julia fand das ganz ok. Also brauchen wir dann früh morgens auf. MoD fuhr und transportierte den Rest (Julia, David, Lisa, Boris Lemmer) ins Landesinnere. Nach 120km war die Straße zu verschneit und unbenutzt, dass man die Abfahrt von der danebenliegenden Wiese nicht unterscheiden konnte. Zum Glück hatten wir ein GPS-Gerät dabei, damit kann man ja blind fahren.
Kurz drauf sind wir dann nochmal abgebogen, in den Wald. Als wir hielten, kam ein Mann zu uns. Sein Name war Donald. Wirklich sehr aufmerksame Leser wissen vielleicht schon, wer er ist, er kam in einer alten Geschichte schonmal vor. Er begrüßte uns und meinte zu Julia: "So, du hast also Geburtstag. Ich hab gehört, ihr geht heute wandern. Schön. Aber ich würde vorschlagen, ihr steigt auf Schlitten und meine Hunde ziehen euch, um die Reise etwas angenehmer und aufregender zu machen". Da hat Julia vielleicht gestaunt. Der Rest von uns weniger, denn das war unser Überraschungsgeschenk. Überraschung geglückt. Doch auch wir sollten überrascht werden: Nachdem Donald uns in dicke Anzüge gepackt hat, erklärte er uns die Hunde. Wir waren 5 Leute, dazu 6 Schlitten. Das sollte wohl heissen: Jeder hat nen eigenen Schlitten mit eigenen Hunden. Schock. War aber so. Ach du meine Güte. Ich kann nicht mal ne Ziege in die richtige Richtung streicheln (also nicht gegen das Fell), wie soll ich da 4 Hunde lenken? Und die waren wild! Wenn man nicht auf der Bremse stand, rannten die sofort davon.
Nun denn: Hunde montiert, Anweisungen erhalten. Und das waren die folgenden (Englisch aussprechen):
Hund starten: "Hike!"
Hund nach links abbiegen lassen: "Ha!"
Hund nach rechts abbiegen lassen: "Gee!"
(gute Merkregel: Dschihad ist arabisch und wird von rechts nach links geschrieben. Na?)
Hund bremsen: "Ho ho ho!"
Hund notbremsen: "Hooooooo!"
Funktioniert hat davon leider keins. Ich hatte 2 Ziehhunde hinten und vorne 2 Kommandohunde. Die Kommandohunde waren sehr stürmisch. Eine Frage hatte ich noch an Donald: "Was, wenn der Schlitten umfällt oder ich runterfalle?" "Nichts, dann rennen sie weiter". Ach ja. Nett. Aber es gab noch einen roten Rettungsanker, der in einem solchen Fall vom Schlitten fallen und ihn bremsen sollte.
Also sind wir los. Erste Hürde: Landstraße überqueren. Bei dem Verkehr kein Wunder, dass das ohne Hund-Auto-Kollision lief. Die ersten Meter waren hart, man verkrampfte schnell und stand viel auf der Bremse. Dann das erste Problem. Lisas Hunde hatten wohl zuviel BahnTV geschaut, denn sie legten einfach die Arbeit nieder. Mehrere Male. Standen still und hatten alles andere als Lust, weiterzulaufen. Das Problem hat sich dann später irgendwann gelegt. Bis zum Wendepunkt. Da hätten sie mal besser stehnbleiben sollen. Sind aber in die falsche Richtung gelaufen und dann mit entgegenkommenden Hunden unserer Teamchefin Ann-Lee (NED) kollidiert. Nachdem wir die Hunde wieder zurückgeschoben haben, kam das nächste Problem. Auch in der 180° Kurve. Meine Hunde waren mal wieder überschlau und wollten abkürzen, haben also die Kurve sehr eng genommen. So eng, dass da kein Weg mehr war, nurnoch dicker Schnee mit Geäst darunter. Das gefiel zwar den Hunden, nicht aber mir. Der Schlitten kippte, ich verlor das Gleichgewicht, jedoch meine Hunde nicht (!). Ich riss noch den Rettungsanker runter, aber der wollte sich nicht verhaken. Da ich aber so garkeine Lust hatte, meinen Schlitten gehnzulassen, versuchte ich eine Notbremsung mit den Beinen. Ging gut, war aber keine gute Idee, hätte schnell schiefgehen können. Die Hunde blieben dann zwangsweise stehen, weil der Schlitten mit meinen Beinen an Baumwurzeln festhing. Sehr gut. Der linke Kommandohund schaute dann auch mal rüber und begriff meinen Wunsch, mich erst aufrichten zu wollen. Doch die Weiterreise war nicht von langer Dauer. Sagen wir mal, 5 Sekunden. Dann haute es MoD an der gleichen Stelle auch vom Schlitten. Nochmal 50m weiter sind Lisas Hunde wieder falsch abgebogen. Der Rest der Reise ging dann übers Eis (ha, da sind die Hunde ausgerutscht. Selbst schuld, wer nicht bremst, wenn der Onkel Boris das ruft) und über kleine Hügel. Huiui. Später verstanden meine Kommandohunde und ich mich auch besser. Zwar verhalf ein "Hike!" nicht zum Start, wohl aber ein "Jetz ma los oder was! Zackizacki!".
Nach 90 Minuten beendeten wir die Reise. Wir waren KO, die Hunde auch. Dann durften wir die Hunde noch selbst abmontieren und in den Stall zurückbringen. Hat Spaß gemacht. Aber manchen Hunden sah man die "boah, hau endlich ab und lass mich in Ruhe"-Stimmung wirklich an. Danke Hunde, ihr wart echt klasse! Ein wunderbarer Tag. Wenn ich nach Hause komme und überlege, wie Schweden war, werde ich mit Sicherheit auch immer sofort an diesen Tag denken.

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