Der letzte Post ist lange her. Ihr wisst ja, wie das ist: wenn viel los ist, vergeht die Zeit schneller. Und man kommt zu nix. Die letzte Woche war alles andere als langweilig. Ich versuche mal diesen Emotionsschwall ist Worte zu fassen.
Die Woche begann mit den verzweifelten Versuchen, etwas für die Uni zu machen. Ich soll bald nen Vortrag über Protonen aus der Sonne halten und ich weiss bisher noch nichtmal genau, was ich sagen will. Ich hab mich also am Montag in der UB verschanzt und gearbeitet. Das war gut. Man muss mich glaube ich vom Internet trennen, um mich produktiv sein zu lassen. Schlimmer noch als zu Hause. Aber wenn man eben im Internet so viel chattet, dann denkt man, man ist immernoch zu Hause. Das tut gut.
Dienstag war wieder geprägt von Arbeit mit meiner Quantenmechanik Gruppe. Wir sind die einzigen, die noch Hausaufgaben abgeben. Ein sehr elitärer Verein, ja. Ich arbeite gerne mit den Jungs und Mädels zusammen, macht echt Spaß.
Mittwoch hab ich aufgeräumt und geputzt, schließlich haben sich meine Freunde für DO Abend angekündigt. Boah, war ich nervös.
Am DO war es dann soweit. Huiuiui. Die kleinen Racker (Dennis, Julius, Linda, Michi) kamen etwas später an als geplant, 20:15. Ich stand auf dem Parkplatz am Ålidhem Centrum, ein Leuchtband um den Arm gebunden. Dann kam der protzige Volvo Mietwagen um die Ecke. Es war wie "Kai Pflaume hat mich mach 20 Jahren wieder mit meinem Bruder in Kontakt gebracht". Die Aufregung unterdrückte dann zum Glück allzugroße Emotionen. Dennoch war es etwas sehr aussergewöhnliches. Ein Monat war jetzt nicht so eine lange Zeit, aber: Es war das erste Mal, dass alte und neue Welt zusammenfielen. Das war schon etwas merkwürdig. Und es sollte mir helfen, das Leben hier oben endlich als neue Realität zu begreifen.
Erste Aktion war eine Fahrt zu ICA Maxi, erstmal lecker eingekauft. Dank meinen Freunden bin ich auch in den Besitz ganz besonderer Luxusgüter gekommen, so wie Butter und Wurst. Benutze ich ja sonst nicht.
Abends gabs dann Nudeln mit Hack. Die normale Hacksoße war zwar ok, aber wir haben trotzdem nochmal ein wenig Extrahack angebraten, mit dem sich dann jeder ganz nach eigenem Geschmack die Soße nachhacken konnte.Abends sind wir dann an den See, Feuer machen und keine Polarlichter sehen, so wie schon oft.
Am nächsten Morgen schlich ich mich erstmal an die Uni und ließ die Racker ausschlafen. 5 Leute in einem WG Zimmer ist garnicht so schlimm wie man denkt. Zumindest nicht für den, der nach wie vor im Bett liegt (also ich). Danach hab ich meine Gäste MoD übergeben, der sie ein wenig in die Natur führen sollte: Zu den Stromschnellen und Wäldern im Landesinneren. Um 17:00 waren wir dann wieder an der Uni verabredet, damit ich meine Freunden den Campus zeigen konnte. Daraus wurde leider nichts, da der Ausflug etwas ausserplanmäßig verlief und sich Ankunft auf 19:15 verzögerte. Da um 20:00 ein Beachvolleyballfeld gebucht war, mussten wir uns schnell Pizza runterwürgen und weiterhasten. Beachvolleyball war lustig! Muss ich jetzt öfters machen, unbedingt. Schön mit den Füßen im Sand rumbuddeln, wie am Meer. Nur warm. Und mit einem Ball und einem Netz.
Nach Beachvolleyball gings dann heim, hübsch machen und anschließend ins Corona. Auffällig: Schwedische Freizügigkeit. Der Abend war wirklich sehr lustig und interessant. Lästig war höchstens......ähm....die Kälte draussen. Vor der konnte man sich auch schlecht verstecken.Besonders fein war es, alle Getränke mit der Kreditkarte zu bezahlen. Das geht ganz schnell. Und man verliert kein Bargeld. Um 2:00 war dann wie immer in Schweden Feierabend. Und niemand stank nach Rauch, sehr schön.
Es wartete der Samstag. Nach einer frühmorgentlichen Campustour gings ab zur Elchfarm. Insgesamt waren wir 15 Leute. Team MoD war auch dabei (der hatte Besuch von Christoph und Samuel), sowie ein ganzer Haufen Freunde von der Uni. Ich hab nochmal ein zweites Autos gemietet, es aber Genaro überlassen. Versichert war das glaub ich so nichtmehr. Aber es lief auch alles super. Die Zeit, die er verloren hat, als er im Kreisverkehr innen stehen blieb, holte er wieder raus, indem er in den nächsten Kreisverkehr einfach reinfuhr, ohne zu warten. Mexikanische Kreisverkehre gehen wohl etwas anders.
Elchfarm war super. Es gibt nun kein Tier, das ich besser kenne als den Elch. Problem mit den Elchen: Es war Paarungszeit. Und da haben die Kollegen keine bessere Idee, als sich ein Loch zu scharren, vollzuurinieren und sich darin zu wälzen. Streicheln war also erlaubt, aber nicht ganz so schön. Und auch nicht ganz so einfach, denn die Tiere hatten nicht so sonderlich viel Lust auf uns:
Nach der Elchfarm trennte ich mich mit meinen Freunden erster Klasse von dem Rest und zeigte ihnen die Stadt und sowas wie einen schwedischen Hessenpark. Beides nicht besonders interessant, aber eben schwedisch. Danach ging es weiter an den See. Diesmal sogar mit Grillen, nicht nur rumsitzen. War schön.
Diesmal sollte der Abend aber nicht am See enden, sondern ausserhalb der Realität. Also sind wir erstmal nach Hause (diesmal gefahren statt 30 Minuten zu laufen) und dann ins Nachbarhaus auf eine Corridorparty. Felix aus meiner Mentorgruppe war so nett, mich einzuladen.
Es war zwar ganz nett, aber als wir dann ausgebeutet wurden wegen unseres hochprozentigen Alkohols, den wir mitgebracht hatten, wurde uns die Sache zu bunt. Zum Heimgehen war es allerdings noch zu früh. Udo wollte uns noch mit auf eine Feier bringen, zu der seine Mitbewohnerin eingeladen hatten. Meine Gießener Freunde waren begeistert. Linda ist allerdings K.O. ins Bett. Sie wusste nicht, was ihr entgeht. Oder sie wusste es genau.
Nun ja, wir haben uns dann auf die Suche nach der Party gemacht. Mit dabei: Udo, MoD, Julian, Dominika, Maria, Christoph, Samuel, Dennis, Julius und Michi. Nach einer halben Stunde fing ich an zu nörgeln, dass wir die Party eh nie finden würden und doch umdrehen sollte. An dieser Stelle ein großes Sorry an Udo! Ich hätte mal besser die Klappe halten sollen, nett war das nicht. Maria und Dominika sind dann auch heim, denen war es auch zu spät.
Wir wurden dann beim ICA von Partymeister Herman (SWE) abgeholt.
Er nennt sich selbst "Herman the German", und er liebt Deutsche über alles. Er ist dann auch vor Freude ausgerastet, als er uns gesehen hat. Dann brachte er uns auf die Party. Was dann passiert ist, konnte ich nicht begreifen. Um 3:30 sind wir dann auch wieder nach Hause. Ich wollte noch ein Foto von der Party machen, aber das Bild ist einfach nur komplett weiss geworden, als hätte Gott persönlich verhindert, dass das jemand sieht.
Am nächsten Morgen sind meine Freunde dann abgereist, aber erst nachdem sie ganz von selbst alles aufgeräumt und geputzt haben. Danach war es sauberer als vorher, ich war zutiefst gerührt. Auch vom Abschied. Einmal wieder hieß es: Tschüß, alte Welt. Zumindest für 5 Minuten, dann kam die alte Welt nochmal zurückgefahren, da Michi meinen Haustürschlüssel noch hatte.
Die letzte Woche war sehr bewegend, auch wenn ich das nicht in Worte fassen konnte.
Um den Heimatschmerz möglichst gering zu halten, kommt Christoph am Donnerstag vorbei, für eine Woche. Lena aus meiner WG meint: "Du musst echt verdammt gute Freunde haben, dass sie extra so eine weite Reise auf sich nehmen, nur um dich zu sehen". Sie hat Recht.
Dienstag, 9. Oktober 2007
Freunde
Eingestellt von
Boris
um
Dienstag, Oktober 09, 2007
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1 Kommentar:
Hey Boris,
da Du ja schon ne ganze Weile nicht mehr in Gießen warst, hast Du eine wichtige positive Neuerung verpaßt: Wenn man hier jetzt weggeht, stinkt man hinterher auch nicht mehr nach Rauch! :-)
Viele Grüße
Phil
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