Freitag, 14. September 2007

Jag åker båt, ty jag är vänlig

Ich muss mal mit den Wochenrückblicken aufhören, die lesen sich ja wie das Sonntagmorgenmagazin. Vielleicht lässt sich das ganze ja thematisch statt chronologisch gliedern.

An der Uni ging der Schwedisch Kurs los (Worttrennung auf Englisch, gewöhnt man sich hier an). Julian, mich, Udo und MoD im gleichen Kurs - ein Gottesgeschenk (zu Gott hab ich auchnoch was)! Bisher sind wir mit unseren lausigen Schwedisch-Kenntnissen (Worttennung auf Deutsch, auch mal wieder schön) noch gut dabei. Vor allem den Asiaten(R) und den Spaniern (Ü) sind wir weit voraus. Wir werden also eifrig bewundert. Unsere Glanzstunde war die vom Donnerstag: Dialoge schreiben. Begrüßen, vorstellen, verabschieden. Super Sache! Wir durfte uns aussuchen, wer wir waren. Alles klar. MoD und ich waren Leonidas und Xerxes. Die meisten Ausländer haben die Sache leider nicht verstanden, obwohl ich meine Stimme extra tief gelegt hatte. Ich hätte statt "Xerxes" wohl besser "Sörksiis" sagen sollen, so heisst der auf Englisch. Naja. Aber wenigstens hat sich unser Schwedischlehrer ordentlich pepisst vor Lachen: L:"Jag är ochso kung. Vad gör du? (Ich bin auch König. Was machst du so?)" X:"Jag åker båt, ty jag är vänlig (Ich fahre Boot, denn ich bin gütig)." Naja, hat leider keiner gerallt.
Was ist sonst noch so passiert? Hm. Wir waren mal wieder Grillen am See. Im IKSU war ich seit ein paar Tagen nichtmehr, wird mal wieder Zeit. Dafür war ich heute morgen um 6:30 mit Julian joggen, 5km. Tut gut, so kurz vor der Uni. Selbst meine schwedischen Mitbewohnerinnen hielten das für bekloppt, obwohl das sonst immer voll die Ökos und Gesundheitsfetischisten sind. Hierzu ein paar Zitate: "Oh my god! What is this?" "German 'Woschtebrot'" "Uh, you need some vegetables, not this sausage!"
"Your part of the fridge (Anm: eine Flasche Ketchup, eine Packung Salami und ein Joghurt) looks as if no one's really living in your room"
Blabla. Aber die wollen mir jetzt beibringen, wie man richtig kocht. Ich bin gespannt, wie lange sie das durchhalten.
Hab mir diese Woche auch mein erstes Buch in der Bibliothek ausgeliehen. Erst kommt eine eMail: "Lieber Boris, dein Buch ist abholbereit". Dann geh ich hin, zum Abholerregal zum Fach "L" (wie Lemmer!), leg das Buch auf eine Maschine, stopfe meine Karte in den Automat und gehe heim. Supergut! Werde ich jetzt öfters mal machen.
An dem Trip in die Berge übers Wochenende konnte ich leider nicht teilnehmen. Die Anmeldeprozedur war ein großer Beschiss. Darüber rede ich jetzt nicht. Hab aber schon eine super Alternative gefunden: Eine Biber-Safari! Hierzu noch eine kleine Anmerkung, war lustig: Ich erzählte Genaro (Mexikaner) von der "beaver safari" (Unterhaltung auf Englisch). "Was? Was soll das denn sein?" "Na, du setzt dich in ein Boot, fährt den Fluss lang, beobachtest die 'beaver', machst Fotos und bist glücklich." "Das glaube ich dir nicht!" "Doch! Mein Ernst! Wird vom Touristenbüro angeboten, jeden Donnerstag" "Ach du scheisse, der Wahnsinn, da muss ich mitmachen! Boah, irre, danke für den Tipp!" "Gerne".
Schon komisch, dass Mexikaner sich so für Biber begeistern können. Aber er war schließlich auch ein Physiker. Später stellte sich dann das Missverständnis raus: "beaver" heisst zwar wörtlich Biber, ist aber eigentlich ein durchaus gebräuchlicher Ausdruck für Frauen mit großen Brüsten. Ok, so machte meine Geschichte auch Sinn, nur einen anderen. Daher auch Genaros Begeisterung. Tja, wieder was gelernt. Biber heisst auf Spanisch übrigens "Castor". Noch witziger!
Wir hatten auchnoch ein Mentorgruppentreffen, sehr nett. Und neue Aktivitäten ausgemacht. Ich bin gespannt, ob das klappt, wir haben uns ja schon einiges vorgenommen.
Was ist noch so geschehen? Am MI hab ich mit Maria eine Tour ans Meer unternommen, weil das Wetter so herrlich war. Eigentlich wollten ja noch ein ganzer Batzen anderer aus meiner Mentorengruppe mit, aber die mussten dann alle lernen. Pf! Der Ausflug war supergut und auch viel aufregender als der letzte mit Julian, Udo und MoD.
Achja, ich wollte nochwas über Gott erzählen. Besser: Über den Schöpfer. So nannten ihn nämlich so zwei Leute, die bei mir klingelten. Ich sah die beiden (Mann und Frau) vor der Tür und war irritiert. Vermieter? BKA? Nobel-Kommitee? Killer? Jedenfalls musste es was interessantes sein. Ich öffnete. Erster Eindruck: "Oh, die sind aber wohlriechend". Zweiter Eindruck: "Oh scheisse, die sind mit Bibeln bewaffnet". Ok, die wollen also mit mir über Gott reden. Bittesehr, viel Spaß. Das ganze lief auf Englisch ab, zu meinem Erstaunen sehr gut. Der Mann war sehr freundlich und an mir interessiert. Dass ich Physiker war, hat ihn beeindruckt. Dann hab ich ihm gesagt, in welchem Gebiet ich Diplomarbeit machen will, dass ich gern mal zum CERN würde und wies gerade so in der Elementarteilchenphysik läuft mit dem Stand der Forschung. Obwohl die wohlriechende Frau immer fleissig die Bibel zitiert und beide schön den Schöpfer gelobt hatten, sind sie nach 35 Minuten weggelaufen. Schade. Ich war gut gelaunt. Am Laptop hab ich dann ein wenig nachgeschaut, zu was sie mich eingeladen hatten. Waren Zeugen Jehovas. Werde dann wohl doch lieber auf Biber-Safari gehen....

3 Kommentare:

jens hat gesagt…

Hmm… ist das Foto schon von der Beaversafari?

Boris hat gesagt…

Nein nein, die ist erst am 27. September. Das da war Abendessen mit der Mentorengruppe. v.l.:
Anka (GER), Virginie (FRA), Susanne (GER), Boris (GER), Caro (GER), Wouter (NED)

Anonym hat gesagt…

Hallo, Boris. Hochinteressant. Es ist übrigens bekannt, dass es gerade unter den Physikern viele gläubige Leute gibt. Wissenschaft und Glaube ergänzen sich eben. Schick die Leute das nächste Mal zu mir, auch wenn ich kein Wissenschaftler bin.

dr