Schichtwechsel in der Mitte des Semesters. Das bedeutet auch: Klausuren in der Mitte der Semesters. Nachdem wir die Schwedisch-Klausur lachend beiseite gelegt hatten, sollte heute die erste große Nuss auf uns warten: Space Physics.
Die Vorbereitung bis dahin war irgendwas zwischen erbärmlich und lächerlich. Also net so viel. In den letzten beiden Tagen vor der Klausur setzte schon die Lernlähmung ein: "Ach, das wird ja eh nix mehr, was soll ich jetzt noch lernen....". Ich hab vor der Klausur alles getan, um nicht zu lernen: gewaschen, gegessen, zur Uni gelaufen um zu schauen ob da noch alles ok ist, ein Buch gelesen, Polnisch gelernt oder mir einfach nur alte Sachen von früher angeschaut, die nichts mit der Uni zu tun hatten. Der große Tag rückte näher, unausweichlich. Am Abend davor (Mittwoch) trafen wir uns nochmal zum gemeinsamen Speisen und Mut machen bei mir. Wie damals vorm Abitur bei Burger King. Die Motivation war diesmal allerdings im Keller. Alle waren müde, hatten kopfweh und die meisten wollten erst garnicht mitschreiben, was ja durchaus eine Option gewesen wäre, schließlich haben wir unser Learning Agreement überbucht und uns damit Optionen geschaffen, auch mal nen Kurs nicht zu schaffen. Aber gleich den ersten? Nein.
Wir sprachen noch ein paar alte Klausuraufgaben durch und gingen dann recht flott ins Bett. Ich war bis dahin noch nicht so recht zufrieden und wollte im Bett nochwas lernen. Ich suchte mir noch 2 Themen raus und schlief ein, bevor ich sie mir ansehen konnte. Am nächsten Morgen zog ich dann ein exzessives Frühstück dem Lernen vor. Also nun zum Tag der Klausur:
Es war ruhig für einen Klausurtag. Der Himmel schwarz, der Boden weiss. Frost überdeckte die Blätter. Über Nacht müssen die Temperaturen eingebrochen sein. Mal wieder. Ein ständiges auf und ab hier oben. Um 8:30 Uhr war Treffpunkt. Sören war der erste. Er schrieb ne Matheklausur zur gleichen Zeit. 8:35 Uhr und immernoch kein Physiker. Julian rief aus dem Fenster, dass er gleich kommen würde. Ok. MoD wollte sowieso erst später los, und Udo schienen die Kräfte verlassen zu haben. Also gingen wir zu dritt zum Östra Paviljong, Klausurenbunker, Hexenkessel, Foltergrube. Geschaffen nur zu dem Zweck, Klausuren zu schreiben:Viele Menschen strömten zu diesem Ort. Nicht nur Physiker. In 7 Schreibsälen gab jeder sein bestes, die Kurse waren gemischt. Ein paar bekannte Gesichter aus Space Physics traf man auch an. Unter anderem Bastien (FRA) aus meiner QM Arbeitsgruppe. Das Gesicht voller Blut, das aus einem Riss über der linken Augenbraue lief. Er berichtete: Auf dem Radweg sah er plötzlich 3 Menschen auf dem Boden, hinter ein Fläche, die vereist aussah. Kurz drauf war er der vierte. Aber für Mitleid oder medizinische Versorgung war keine Zeit, eine Klausur wartete. Plötzlich erschien auchnoch MoD. Zwar mit dem Rad, aber unverletzt. Wir gingen in den Hexelkessel, Saal 2, und nahmen unsere Plätze ein. Wir machten es uns so gemütlich we nur möglich, schließlich dauerte die Klausur 6 Stunden. Kurz vor Anpfiff betrat auchnoch Udo die Arena. Wir waren komplett. Erstaunlich, dass noch alle eintrafen. Aber der Mut sollte belohnt werden. Die Aufsichtspersonen eröffneten die Zeremonie. Dann unser Aufruf: "Rymdfysik!". Hand hoch! Dann gabs auch ne Klausur. Erste Analyse der Situation: Alle 6 Aufgaben kamen mir bekannt vor. Entweder wusste ich, was zu tun war, oder ich wusste, was zu tun gewesen wäre. 2 Aufgaben waren leider die, die ich mir in meinem noch immer aufgeschlagenen Buch durchlesen wollte. Dumm gelaufen. Aber eines stand sofort fest: Bestehen ist kein Problem. Da auch vorher keine rechte Nervosität aufkommen wollte, blieb ich gelassen und fraß erstmal eine halbe Stunde lang Snickers und Bananen. Patrick hatte schon drei Seiten vollgeschrieben. Und was da stand, musste gut sein. Aber es lies mich kalt. Ich schrieb hin, was ich wusste. Was nicht, das sollte mir nach 3 Stunden auch nichtmehr einfallen. Nach etwas über einer Stunde lief Udo nach vorne und gab ab. Als letzter gekommen und als erster gegangen. Die Schweden im Saal mögen gedacht haben: "Ha, Versager!". Aber ein kleines hämisches Grinsen verriet alles: Die Katze ist im Sack. Wir anderen beendeten die Veranstaltung dann auch nach 2 Stunden. Die Klausur war geschlagen, mehr konnte sie uns nicht bieten. Nicht geglänzt, aber auch nicht untergegangen. Für ein Auslandssemester eine sehr gute Bilanz. Als der letzte Superfreund den Schreibsaal verlassen hatte, waren übrigens noch alle nicht-deutschen Studenten unseres Kurses am arbeiten.
Udo war in der Zwischenzeit schonmal heimgefahren, hatte was gebloggt und kam mit Bier zurück, um gemeinsam mit uns die erste Klausur zu feiern.So gut drauf wie wir war um uns rum leider niemand. Naja.
Den Rest des Tages nutzen wir zur Seelenpflege. Erst zu Udo, gefressen und eMails an die Heimat geschrieben. Später dann bin ich zu Caro. Wir hatten uns vorgenommen, nach ihrem Urlaub in Linköping und Helsinki Brot zu backen. Echtes Brot! Ganz alleine!
Julian und MoD kamen auch dazu. Und wir zauberten ganz herrliche Brote:Und sie schmeckten auchnoch unglaublich gut!
Noch während die Broterei lief (Brot im Ofen braucht ja seine Zeit) gabs eine lecker Asiapfanne zum Abendessen. Wir nahmen ein Rezept aus einem meiner beiden Kochbücher als Grundlage und verfeinerten die ganze Sache noch mit Kokosmilch. Wunderbar! Ausgezeichnet! Lange nichtmehr so gut gegessen. Nach dem Essen holte MoD sein Singstar. In Deutschland habe ich mich über ein Jahr gegen dieses Spiel gewehrt. Hier sollte mein Widerstand nun endlich fallen. Maria kam auchnoch vorbei und später auch Udo. Und, Obacht: es machte mir Riesenspaß! Obwohl ich zum ersten Mal laut gesungen habe, konnte ich mich weit besser schlagen als befürchtet. Und Punkte hin oder her: Mitzusingen war einfach superlustig. Für den Rest des Corridors konnte ich nur hoffen, dass keiner am nächsten Morgen ne Klausur hatte. Insgesamt war das gestern ein superguter Tag! Wenn jede Klausur so belohnt wird: Bitte mehr davon! Ok, nächsten Dienstag muss ich wieder ran. Das sollte weniger einfach werden. Aber wir werden sehen.
Donnerstag, 1. November 2007
Das erste große Gemetzel
Eingestellt von
Boris
um
Donnerstag, November 01, 2007
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2 Kommentare:
Für Udo, Julian und mich war es schon die letzte Klausur, deswegen das Bier...
Und zum Singen, "besser als befürchtet" ist wohl etwas untertrieben. Mit dir im Team konnte man gar nicht mehr verlieren!
Ganz toll, da singst und trinkst du. Was haben wir nur all die Jahre falsch gemacht...
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